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Konformationelle Dynamik eines proteingebundenen Liganden auf der Mikrosekunden-Zeitskala

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  • Neues aus der Fakultät 2024
Cover Angewandte Chemie © Wiley
Abb. 1: Inside Cover in einer der kommenden Ausgaben der Zeitschrift An­ge­wand­te Chemie.

In der Zeitschrift An­ge­wand­te Chemie beschreibt die Gruppe um Prof. Rasmus Linser die interne Dynamik eines an das Protein Carboanhydrase hCAII gebundenen Inhibitors. Julia Kotschy, Benedikt Söldner und ihre Kollegen konnten mittels Kern­ma­gnet­re­so­nanz­spek­tro­sko­pie experimentell nachweisen, dass sowohl in Lösung als auch im Festkörper ein rotamerer Austausch des Liganden auf der für solche kleinen Moleküle ungewöhnlich langsamen Mikrosekunden-Zeitskala stattfindet.

Die Erfassung der Dynamik von an Proteinen gebundenen kleinen Mo­le­kü­len ist vor allem im Mikrosekundenbereich interessant, weil die Daten auf dieser für die Enzymkatalyse wich­ti­gen Zeitskala für das Design neuer Wirk­stof­fe in der medizinischen Chemie oder zum besseren Verständnis von Substratselektivität und Reaktionsgeschwindigkeiten nützlich sein könnten. Röntgenkristallographie und Kryoelektronenmikroskopie von Proteinkomplexen können zwar detaillierte Auskunft über intermolekulare Wechselwirkungen geben, Bewegungen und vor allem der Austausch zwischen symmetrischen Kon­for­ma­tio­nen ist jedoch schwer nachweisbar.

NMR-Spektroskopie generell ermöglicht die Messung von Dynamiken sowohl im schnellen Pico- bis Nanosekundenbereich als auch auf der langsameren Mikro- bis Millisekunden-Zeitskala, die im Hinblick auf Enzymkatalyse und Interaktionen in Signalkaskaden ein Hauptfokus der Strukturbiologie von Proteinen sind. Durch 1H Bloch-McConnell Relaxationsdispersion (BMRD) in Lösung und
1H R Relaxationsdispersion (NERRD) im Festkörper (an mikrokristallinem Enzym-Inhibitor-Komplex) konnte die Gruppe um Prof. Rasmus Linser nun nachweisen, dass sich der Benzolring des mit hoher Affinität an das Enzym humane Carboanhydrase II (hCAII) gebundenen Liganden auf der Mi­kro­se­kun­den­zeit­ska­la bewegt. Mittels Molecular Dynamics Simulationen klären die Autoren die experimentell beobachtete Bewegung mechanistisch auf und zeigen, dass es sich bei der gemessenen µs-Dynamik um rotamere Sprünge des im Liganden enthaltenen, sterisch eingeschränkten Benzolrings um 180° handelt.

Grafikillustration © AK-Linser​/​TU Dortmund
Abb. 2: Daten zum rotameren Austausch des Ligandbenzolringes: A) Kristallographie des Komplexes mit B-Faktoren, B) die dichte Packung um den Benzolring (grün), C) 1H Relaxationsdispersion im Festkörper, D) 1H Relaxationsdispersion in Lösung, E) MD Simulationen der Liganddynamik mit dem Benzolring in rot, F) der Benzylflip in der Simulation.