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Internationalisierungspreis der TU für die Physikalische Chemie

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  • Neues aus der Fakultät 2024
Illustration © TU Dortmund
Der Internationalisierungspreis der TU Dortmund, ins Leben gerufen 2022 um besonderes Engagement im Bereich der internationalen Zusammenarbeit anzuerkennen, ist am 28. Oktober in der Kategorie „Forschung“ an Rasmus Linser, Lehrstuhl für Biomolekulare NMR Spektroskopie (Lehr­bereich Physikalische Chemie), verliehen worden.

Die Inhalte und Herangehensweisen der Naturwissenschaft sind per Definition von nationalen und kulturellen Unterschiedlichkeiten der Forschenden unabhängig und können damit länder- und kulturübergreifend durchgeführt werden. Mit Englisch als allgemein akzeptierter Sprache der heutigen Wissenschaft generell ist diese Inklusivität zum großen Nutzen der Forschenden und macht z. B. internationale Forschungsverbünde und Großprojekte wie das Human Genome Project oder das COVID Moonshot Project möglich. Ebenso lässt sich Infrastruktur erschließen, die die Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten lokalisierter Forschung übersteigen, wie z. B. Synchrotron Beamlines oder Weltraumteleskope, die aus Mitteln einer Vielzahl von Nutzern finanziert werden können.

Die Arbeitsgruppe um Rasmus Linser beschäftigt sich mit Methoden, die speziell die Beweglichkeit von Proteinen in ihrem mechanistisch-funktionellem Kontext herausarbeiten können. Diese Dynamik ist ein zur Proteinstruktur komplementärer, essenzieller Baustein für das erfolgreiche Erfüllen der den unterschiedlichen Proteinen in der Zelle zugeschriebenen Aufgaben. Im Vergleich zu strukturbiologischen Methoden, die auf statischen Bildern beruhen, ermöglichen etablierte und sich entwickelnde Methoden der biomolekularen NMR insbesondere ein immer besser werdendes Verständnis von enzymatischen Funktionsmechanismen und regulatorischen Aspekten von Proteinaktivität, was neben dem reinen Verständnis neue Möglichkeiten für biotechnologische Nutzung (Biokatalysatoren) und pharmakologische Intervention erschließt.

Wie auch andere naturwissenschaftliche Vorhaben profitieren diese Projekte von Vernetzung und komplementären Expertisen. Durch die Möglichkeit länderübergreifender Kollaborationen, beflügelt durch den heute allgemein üblichen digitalen Informationsaustausch, lassen sich die bestgeeigneten Interaktionspartner zusammenstellen und Netzwerke aufbauen, mit denen die Fragen im Fokus effektiv angegangen werden können. Ebenso ist das Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen häufig ein länder- und kulturunabhängiges, weshalb z. B. europäische Forschungsförderungsinstitutionen wie der European Research Council (ERC) kompetitive und hochdotierte Fördermittel zentralisiert für ganz Europa ausschütten. Die laufenden Forschungsvorhaben im Rahmen des ERC-geförderten Consolidator Grants der Gruppe insbesondere involvieren ein Netzwerk aus zwei amerikanischen, einem schweizerischen und zwei weiteren deutschen Wissenschaftlern. Ein weiteres ERC Projekt in Vorbereitung (ein Marie Slodowska Curie Doctoral Network) greift auf etwa 25 Wissenschaftler*innen aus akademischer und industrieller Forschung in neun Ländern zurück. Weitere internationale Kollaborationen und Interaktionen der Gruppe Linser involvieren insbesondere Wissenschaftler aus Prag (Emmy Noether Projekt) und Australien und schließen ein indisch-deutsches Austauschprogramm (PECFAR), Mitorganisation der jährlichen Experimental NMR Conference (ENC, wechselnd zwischen West- und Ostküste der USA) und Partizipation als Lehrender in verschiedenen internationalen Summer- und Winter Schools mit ein.

Die Internationalisierbarkeit der Forschung ermöglicht nicht nur bessere Forschungsmöglichkeiten. Als Zusatzaspekt können (und sollen vor allem Nachwuchs-) Forschende die Möglichkeiten internationaler Kollaborationen nutzen, um gezielt weitsichtigere Perspektiven und Einbindung in Forschungs-„Communities“ zu erlangen. Rasmus Linser blickt auf ein Studienjahr in Madrid und Postdocarbeit in Sydney, Melbourne und Boston zurück, die vielzählige wichtige Kontakte, fremdsprachliche Fertigkeiten und Persönlichkeitsentwicklung unterschiedlicher Facetten ermöglicht haben. Diese Möglichkeiten, die den Forschenden ganz unterschiedlichen Alters (Studieren im Ausland, Promovieren im Ausland, Postdoc im Ausland, internationale Verflechtungen als etablierter Wissenschaftler*in) zur Verfügung stehen, sind eine einzigartige Chance des Berufsstandes. Nicht nur ist die Ebenbürtigkeit der so Arbeitenden, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Gesinnung, exemplarisch für funktionierende Völkerverständigung; auch sind wir Wissenschaftler*innen Repräsentanten und Botschafter, die auch trotz in Zukunft vielleicht schwieriger werdender politischer Konstellationen für wachsende Vernetzung, Wertschätzung und konstruktives Miteinander eine zentrale Rolle spielen können, wenn wir es wollen.

Gruppenbild Preisverleihung © Oliver Schaper
(v. l. n. r.) Prof. Dr. Rasmus Linser, Dr. Barbara Schneider, Leiterin des Referats Internationales, Prof. Sarah Buschfeld, Fakultät Kulturwissenschaften, Rektor Prof. Dr. Manfred Bayer, Stefanie Hammacher vom Dezernat Hochschulentwicklung und Organisation und Moritz Everding, Interaktionen mit dem Centrum für Entrepreneurship & Transfer der TU Dortmund repräsentierend.

Neben der Kategorie Forschung werden durch die Internationalisierungspreise herausragendes Engagement zur Internationalisierung in den Bereichen Lehre, Transfer und Verwaltung prämiert. Die Verleihung findet statt im Rahmen des Gambrinusforums, in dem international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Vorträge an eine breite, auch außeruniversitäre Öffentlichkeit eingeladen werden. Weitere Informationen dazu sind einzusehen unter dem Link unten.