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Neuartige "frustrierte" Aggregate: Steigerung der Reaktivität von t-BuLi durch Verwendung von THF in n-Pentan

In der Alkyllithium-Chemie wird die höchste Reaktivität traditionell mit dem geringsten Aggregationsgrad assoziiert, sodass tert-Butyllithium in Tetrahydrofuranlösung als reaktives System angesehen wird. Die hier vorgestellte Arbeit präsentiert eine erhebliche Steigerung der Reaktivität von t-BuLi durch den Einsatz von stöchiometrischen Mengen THF in n-Pentan, um die Deprotonierung von einfachen Methylsilanen und anderen Substraten mit niedriger C-H-Azidität zu ermöglichen. Die erhaltenen Aggregate von t-BuLi mit THF wurden mittels Einkristall-Röntgenstrukturanalyse, in situ FTIR-Spektroskopie und quantenchemischen Berechnungen untersucht. Überraschenderweise zeigte die Strukturanalyse ein verbrücktes Dimer, welches sich von den bisher bekannten Monomeren und Dimeren unterschied. Experimentelle Ergebnisse, insbesondere die in situ FTIR-Studien, unterstützen die Existenz dieses verbrückten Dimers und legen nahe, dass es sich um "frustrierte" Aggregate handelt, die durch die schwache Koordination des THF-Liganden gekennzeichnet sind.

Die Verwendung von stöchiometrischen Mengen THF in n-Pentan führte zu einer signifikanten Steigerung der Reaktivität von t-BuLi, insbesondere bei der Deprotonierung von Tetramethylsilan. Quantenchemische Berechnungen bestätigen diese Beobachtungen. Die Studie schließt mit der Vorstellung dieser neuartigen "frustrierten" Aggregate als Ziel für die Deaggregation von Alkyllithium-Reagenzien und betont die Be­deu­tung von gezielten Untersuchungen von Lösungsmittelgemischen für optimierte Reaktionsbedingungen. Die Pub­li­ka­tion wurde in der Zeitschrift Chemistry A European Journal veröffentlicht.

Grafillustration © AK-Strohmann​/​TU Dortmund
Schema 1: Aggregation von tert-Butyllithium in Abhängigkeit der verwendeten Menge THF.